Welche Gehölze sind im relativ naturnahen Wald wie dem Eversten Holz im Angesicht von Klimawandel und Biodiversitätsverlust sinnvoll zu pflanzen? Neben den Ansprüchen des spezifischen Standortes wie Sonneneinstrahlung, Feuchtigkeit, Bodenaufbau und -beschaffenheit, pH-Wert, Platz, Zugänglichkeit …) gibt es weitere mögliche Kriterien, vor diesem Hintergrund Gehölze auszuwählen:
- „Ästhetik“: Welche Bäume gefallen, z.B. wenn sie blühen oder wegen der Farbe der Blätter? Beispiele sind hier der Tulpenbaum, der Trompetenbaum oder die Blutbuche.
- „Klimabäume“: Welche Baumarten erweisen sich in wärmeren Regionen (z.B. Mittelmeer, Nordamerika) als robust? Mit fortschreitendem Klimawandel kann es sinnvoll sein, ggf. geeignetere Herkünfte aus anderen Gebieten Deutschlands oder südlicheren bzw. östlicheren Gebieten innerhalb der Verbreitungsgebiete der heimischen Gehölzarten in Erwägung zu ziehen. Beispiele sind hier die Eßkastanie aus dem Mittelmeerraum oder die Douglasie aus Nordamerika.
- „Kosten“: Was kosten der Kauf, der Transport und die Pflanzung eines Baumes? Hier spielen einerseits die Gattung, das Alter und die Größe eine Rolle, andererseits kann es zeitliche Gelegenheitsfenster geben, an große Bäume günstig „heranzukommen“. Dies war 2023 im Eversten Holz der Fall, als die Schlossgartenverwaltung die Gunst der Stunde nutzte, bis zu 10 Meter hohe Bäume aus einer Baumschule im Ammerland zu erstehen, die die Bäume abgeben musste, da dort eine Hochspannungsleitung geplant wurde und diese Bäume entfernt werden mussten.
- Ökologische Angepasstheit: Im Hinblick auf die genetische Variabilität ist die Verwendung gebietseigener Herkünfte des Pflanzgutes zu bevorzugen. Unstrittig ist sicherlich, dass Artenvielfalt bei Neupflanzungen in Gärten ein höheres Anpassungspotenzial birgt. Wenn dagegen gebietsfremde Gehölzarten in Betracht gezogen werden, dann sind Arten aus Gattungen mit in Deutschland heimischen Gehölzarten zu bevorzugen. Diese Arten sollten den heimischen Arten phylogenetisch (Phylogenese bezeichnet die stammesgeschichtliche Entwicklung aller Lebewesen und ihrer Verwandtschaftsgruppen) möglichst nah sein und aus geographisch möglichst nahegelegenen Gebieten stammen, um für einen Großteil der heimischen Insektenarten als Nahrungspflanzen nutzbar zu sein. Gebietsfremde Gehölzarten aus Gattungen, die mit keinen heimischen Arten in Deutschland vertreten sind, sind für die Bewahrung der heimischen Insektenvielfalt ungeeignet.
Da es gegenwärtig nicht „die eine richtige“ wissenschaftlich fundierte Auffassung zu diesen Fragen gibt, wählen die Freunde des Eversten Holzes Baumexpertinnen und -experten mit verschiedene Perspektiven hierzu für die Führungen aus:
- Am Mittwoch, dem 6. August, um 18.30 Uhr startet am Eingang Marktplatz Eversten die Führung von Chioma Ndukwe, die einigen Interessierten sicherlich schon von ihren spannenden und anschaulichen Führungen im Projekt „Klimaoasen“ im letzten und vorletzten Jahr bekannt ist. Sie hat 2024 ihre Bachelor-Arbeit an der Carl-von-Ossietzky-Universität zum Thema „Verbesserung der Klimaresilienz: Untersuchung der Rolle von Waldrändern zur Eindämmung von Sturmschäden“ geschrieben und wird uns einiges zu den vielen sehr unterschiedlichen Sturmereignissen der letzten Jahrzehnte sagen und zum Zusammenhang u.a. mit der Anlage eines Waldes. Auch wenn die Antwort nicht leicht fallen wird, werden wir zum Ende der Führung mehr wissen zur Frage, was Sturmschäden im Eversten Holz mit der Anlage der Waldränder zu tun haben. Eine thematisch ähnliche Führung, auch mit Chioma Ndukwe, bieten wir zudem am Mittwoch, dem 17. September, um 16.30 Uhr an (Start: Marktplatz Eversten).
- Am Mittwoch, dem 20. August, wird uns um 19 Uhr Frank Ignatius vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) führen und das in der obigen Auflistung zuletzt genannte Kriterium in den Vordergrund rücken: Biodiversität bei Bäumen und lebendiges Totholz Auf der Webseite des BUND gibt es auch eine Empfehlungsliste für unter Biodiversitätsgesichtspunkten besonders für Gärten geeignete Bäume.
- Wem diese Themen zu speziell sind, der kommt vielleicht am Freitag, dem 31. Oktober (Reformationstag/Feiertag) von 10-12 Uhr bei der Baumexkursion mit Thomas Günther auf seine Kosten. Er führt grundlegend ein in die verschiedenen Baumarten, die das Eversten Holz zu bieten hat (unten eine von dem Referenten vor gut zwei Jahren erstellte Karte mit einigen verschiedenen Baumarten im Eversten Holz und ihren Standorten – eine dort verzeichnete Hainbuche ist inzwischen einem Sturm zum Ofper gefallen).

